Heinrich Schwenker wurde am 20.10.1936 Berufssoldat. Er gehörte dem Friedenstruppenteil
22. Infanterie Division
Nachrichten Abteilung 22 mit Friedensstandort in Bremen Huckelriede an. Sein letzter Dienstgrad (1945) war Oberwachtmeister. Am 29.08.1939 wurde er nach Wien versetzt und zwar zur 5. Fernsprech Bau KP. mot 645 die Kompanie war Bestandteil des Führungs-Nachrichten Regiment 40. Am 10.05.1940 wechselte er in die 7. Kompanie des Führungs-Nachrichten Regiment 40 in Unterstellung des Ober Kommandos des Heeres. in Frankreich und ab dem 01.02.1941 diente er in der 7. Fernsprech-Baukompanie (mot) 649, in Unterstellung der 16. Armee Bekannte Orte: 8.41 Minsk - 9.41 Obloschki - 10.41 Brjansk - 1.42 Orel Ab dem 01.04.1942 versah er seinen Dienst in der 9. Fernsprech-Instandhaltungs Kp. (mot) 651, im Nachrichten Regiment zur besonderen Verwendung 604 Raum: Orel - Jelna Mit Wirkung des 19. Mai 1942 wurde er in die 3. Kompanie der Nachrichten Ersatz Abteilung 17 versetzt. Eine Einheit des WK XVII und der späteren D i v i s i o n N R . 1 7 7, hier versah er seinen Dienst als Ausbilder mit Fronterfahrung. Ab dem 17.9.1942 bildete er in der 2. Fernsprech-Bau-Ausbildungs Kompanie Nachrichten Abteilung 17 und ab dem 31.08.1943 in der 2. Kompanie der Nachrichten Ausbildungs Ersatzabteilung 17 zukünftige Nachrichtenleute aus, bis er am 23.12.1943 in die 3. Fernsprech-Marschkompanie, Nachrichten Ersatz Abteilung 17 versetzt wurde, in der sein Fronteinsatz zum Nachrichten-Panzer-Armee-Oberkommando 1 vorbereitet wurde. Mit Wirkung 04.01.1944 diente er in der Einheit bis zum 28.03.1944 im Raum Uman - Charkow Am 29.3.1944 kehrte er mit der 3. Fernsprech-Marschkompanie, Nachrichten Ersatz Abteilung 17 nach Wien zurück. Am 14.August 1944 wurde er in die umbenannte und neuaufgestellte, Eliteeinheit der Wehrmacht, der 78. Volksgrenadier-Division eingesetzt, hier kam er zur 1. Divisions-Nachrichten Kompanie 178, FP-Nr. 19363, Im Januar 1945 wurde die Division auf Grund ihrer Leistungen von höchster politischen Stelle in die 78. Volks-Sturm-Division umbenannt. Die Division wurde im Juli 1944 aus dem Grenadier Regiment 1543 und den Resten der 78. Sturm- u. Infanterie Division gebildet. Vormals, bis zum 01.02.1943, trug diese Einheit die Bezeichnung 78. Infanterie-Division. Nach der Verleihung des EK im Februar 1945 durch Oberst Nagel verlieren sich die Spuren von Vater in der damaligen Tschechoslowakei und konnten erst im Mai 1945. in dem amerikanischen Kriegsgefangenenlager Tann/Bayern, wieder aufgenommen werden. Was passierte mit der Nachrichten-Einheit im März und April 1945? Wie kam Vater mit seinem Zug nach Bayern, wo doch die Reste der 78.Volks-Sturm-Division bei Ölmütz geschlossen in russische Gefangenschaft gehen mussten.??? Was ich von Vater über seine Zeit im Krieg erfahren habe: Vater hat ungern von der Kriegszeit erzählt. Aber ich möchte aus dieser Zeit das wenige Gehörte wiedergeben. Er sprach einmal davon, daß er sehr viel Glück hatte, als sein Pferd, während der Überbringung einer Nachricht, nach einem Treffer von einer Kugel oder einem Granatsplitter, unter ihm tot zusammengebrochen sei. Ansonsten, so meinte er, hätte er nicht mehr als andere Soldaten erlebt; oder meinte er vielleicht, durchlebt. Er hat auch nicht erzählt, für welche “ Leistungen ” er das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse erhalten hat. Im Internet konnte ich nachlesen, wofür dieses Band steht, das ich zufällig auf einem seiner Bilder aufgeklebt gefunden habe. Es ist das Band der OSTMEDAILLE, verliehen für die Teilnahme an der “ WINTERSCHLACHT im OSTEN 1941 / 42 “. Während des Krieges heiratete mein Vater in Wien. Die Ehe wurde aber unmittelbar nach Kriegsende geschieden, da seine damalige Frau, das “ befreite Österreich ” nicht verlassen wollte, um in dem “ Nazi - Deutschland ” eine neue Heimat zu finden. Aus dieser Ehe soll 1946 oder 47 ein Sohn namens Karl Anton Schwenker hervorgegangen sein. Vater war allerdings zu diesem Zeitpunkt schon ein oder zwei Jahre in Bremen und vorher ab 1944 ununterbrochen im Felde. Trotz aller Bemühungen konnte ich leider meinen Namensvetter bis heute nicht finden.
Im Jahre 1945 (?) wurde der Wachtmeister (Feldwebel) Heinrich Schwenker zum Oberwachtmeister (Oberfeldwebel) befördert. Vater wurde zweimal in Rußland von der russischen Armee gefangen genommen. Das erste Mal als Verbindungsunteroffizier, während eines Nachrichtentransportes. - Auf dem Rückweg zum eigenen Kommandostand wurde er von einem russischem Spähtrupp abgefangen -. Nach seinen eigenen Angaben ließ der russische Spähtrupp ihn mit 2 Bewachern zurück. Kurze Zeit später konnte er seine beiden Bewacher überwältigen und sich wieder zur eigenen Truppe durchschlagen. Dieses Ereignis kann sich eigentlich nur während seines Fronteinsatzes im Winter 1944 zu getragen haben. Fest steht, daß er nach dieser geglückten Flucht wieder in der 78.Volks Sturm Division, Nachrichten Abt. 178 seine “Pflicht” erfüllte. Das zweite Mal ging er, mit den nur noch neun verbliebenen Landsern seines Zuges in russische Gefangenschaft. Die Russen sperrten alle gemeinsam in ein halb verfallenes Bahnwärterhäuschen. In der kommenden Nacht konnte der gesamte Zug unter Führung von Vater über das Dach der Ruine fliehen. Auf Grund seiner Schilderung, gehe ich davon aus, dass dieses in den letzten Wochen des Kriegsjahres 1945 passierte. Wo und wie, oder ob überhaupt, die Gruppe es geschafft hatte, wieder auf die eigenen Reihen zu stoßen, ist mir leider unbekannt. Wahrscheinlich geschah die Gefangennahme und die Flucht aus dieser Gefangenschaft schon in Mähren oder in Böhmen und war der Beginn von einem langen Rückzug nach Westen, sowie der Suche nach der eigenen Truppe? Ach ja, am 4. Februar 1945 verlieh Oberst Wilhelm Nagel, Kommandeur der 78.VSD, Vater noch das EISERNE KREUZ - 2. KLASSE. Aus seinen Erzählungen weiß ich nur wenig über die letzten Kriegswochen. Vater und der Rest seines Zuges schlugen sich noch kämpfend von Böhmen und Mähreni nach Bayern durch. Seine letzten Kampfhandlungen sollen auch noch nach dem 8. Mai 1945 stattgefunden haben. Nach dem Passieren der tschechisch - deutschen Grenze entledigte man sich der schweren Waffen und dem sonstigen Kriegsgeschirr, das nun nicht mehr benötigt wurde. Während der Durchquerung eines bayrischen Dorfes erzählte man der Gruppe meines Vaters, das bei Tann die Amerikaner ihre Gefangenenlager auflösten und die Kriegsgefangenen nach Hause entliessen. Unverzüglich machte sich die Gruppe in Richtung Tann auf, und begab sich dort freiwillig in amerikanische Gefangenschaft. Am 16. Juni 1945 wurde Vater der Marschbefehl in seine Heimatstadt Bremen ausgestellt. Der Transport sollte von Tann nach Bremerhaven gehen. Von dort sollte jeder Kriegsgefangene sich auf eigenen Wege in seinen Heimatort begeben. Doch auch hier hatte das Glück meinen Vater nicht verlassen. Der Zug wurde über Bremen umgeleitet und fuhr ohne Halt über Bremen-Huchting und Bremen-Neustadt nach Bremerhaven, also 100 m an der Haustür von Vaters Haus vorbei. Als der Zug die Höhe seines Hauses in der Neckarstraße passierte, sprang Vater kurz entschlossen aus dem fahrenden Zug in eine der noch intakten Kohlenentladeanlage des Neustadt- Güterbahnhof´s und klingelte drei Minuten später an der Haustür. Die allgemeine Freude kann man sich vorstellen. Der Entlasungsschein und Fahrbefehl nach Hause. Nachsatz: Ich habe in dem Nachlass von Heinrich Schwenker weder die Ostmedaille noch eines der verliehenen Kreuze gefunden. Er hatte auch keinen Kontakt zum Kameradenhilfswerk 78 e. V. Ich weiß, dass er durch den Krieg ein totaler Kriegsgegner wurde, und seither jegliche Gewalt verabscheute. Wenn ich so zurück denke, kann ich mich auch nicht daran erinnern, dass mein Vater jemals wieder eine Schußwaffen in die Hände genommen hatte, nicht einmal auf Jahrmärkten und den Schützenfesten, die wir regelmäßig besuchten. Auch mit Spielzeugschußwaffen oder anderem Kriegs- und Waffenspielzeug durften mein Bruder und ich nie spielen, geschweige denn, welche besitzen. Zu Silvester fiel bei uns die Knallerei ständig aus. Wir begrüßten das neue Jahr mit Wunderkerzen und Hurra. Mein Vater hat uns Kindern immer gelehrt, das Frieden und Freiheit die höchsten Güter der Menschheit sind. Er hat uns gelehrt, alle Menschen sind gleich, egal welcher Hautfarbe, Religion oder Herkunft. |